Die Weitergabe des Unternehmens innerhalb der Familie ist für Hoteliers, Gastronomen und MICE-Unternehmer in der Regel das Ziel, wenn es um die Planung der Nachfolge geht. Aber mittlerweile, so der Trend, klappt das nur noch in rund der Hälfte der Fälle.
Die anderen 50 Prozent der Unternehmen in Deutschland werden im Rahmen der Nachfolge verkauft (beziehungsweise in ganz seltenen Fällen stillgelegt). Daher sollte auch für Eigentümer aus MICE und Gastgewerbe bei der Planung der Unternehmensnachfolge der Verkauf zumindest als Option frühzeitig in Betracht gezogen werden – sonst kann es zur unangenehmen Situation einer ungeklärten Nachfolge kommen, wenn das avisierte Familienmitglied aus welchen Gründen auch immer dann doch nicht als Nachfolger zur Verfügung steht
Wichtig ist zu verstehen: Wenn es zum Unternehmensverkauf als Nachfolgeregelung kommt, ist das kein Selbstläufer, den ein Eigentümer „mal eben so“ angeht, wenn er meint, jetzt sei es Zeit für den Ruhestand. Unter dem Motto: Ein Interessent wird sich schon finden, und wenn es der Konkurrent drei Straßen weiter ist. Dieses Vorgehen ist selten erfolgversprechend. Gewiss, vielleicht findet sich auf diese Weise sogar ein Käufer, der bereit ist, sich zumindest in der Nähe des irgendwie ermittelten Verkaufspreises zu bewegen.
Aber mit einem strukturierten Verkaufsprozess, der kaufmännisch, steuerlich und rechtlich sicher und sinnvoll ist und den Käufer sucht, der wirklich zum Unternehmen und den eigentlichen Wünschen des Eigentümers passt, hat dies nichts zu tun. Denn Hoteliers und Gastronomen dürfen nicht vergessen: Sie geben mit einem Verkauf ihr Lebenswerk aus den Händen – und das ist nicht nur ein emotionales Thema, sondern auch ein finanzielles, das mit so wenig Risiken wie möglich behaftet sein soll. Nur ein Beispiel: Wird ein Unternehmen ohne genaue Prüfung und ohne die Beibringung sämtlicher detaillierter steuerlich-rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Unterlagen „über den Tisch geschoben“, kann dies weitreichende Haftungsforderungen nach Abschluss des Verkaufs durch den Erwerber mit sich führen.
Denn was ist, wenn auf einmal massive steuerliche Probleme aus der Vergangenheit auftauchen, der nicht angegebene Rechtstreit mit einem ehemaligen Mitarbeiter oder einem Wettbewerber hochkommt oder der Großkunde im Tagungsgeschäft den auslaufenden Vertrag nicht verlängert, was längst feststand, aber nicht mitgeteilt worden ist? In diesen und anderen Fällen mehr wird der Käufer versuchen, dem Verkäufer unlauteres Vorgehen anzulasten – mit Erfolg, wenn dieser den Verkauf nicht wirklich professionell vorbereitet hat.
Es hilft, dafür auf einen erfahrenen Berater zu setzen, der diese Prozesse und Abläufe kennt und Risiken von vorneherein ausschließen kann. Dabei geht es anfangs viel weniger um die Suche nach einem Käufer, sondern darum, den Verkauf so professionell wie möglich vorzubereiten, alle benötigten Unterlagen zu sammeln, die Potenziale und Schwachstellen des Unternehmens zu analysieren und daraus eine realistische Kaufpreisermittlung abzuleiten und mögliche Hürden zu minimieren beziehungsweise beseitigen.
Erst wenn diese Schritte abgeschlossen sind, ergibt es Sinn, über den potenziellen Käufer nachzudenken. Was muss dieser mitbringen? Ist er in der Lage, den Kaufpreis zu stemmen und das Unternehmen wirklich erfolgreich zu führen? Passt die Mentalität zu den Mitarbeitern, der Strategie und den Gästen? Das sind ebenfalls wichtige Fragen, die der Unternehmer im Sparring mit seinem Berater beantworten sollte – und zwar mit offenem Visier. Dann entsteht ein sauberer Transaktionsprozess, der am Ende auch erfolgreich sein wird. Und das für beide Seiten.
Über den Autor
Prof. Dr. Holger Wassermann ist Geschäftsführer von INTAGUS | Transaktion · Nachfolge · Beratung, einer auf Unternehmenstransaktionen spezialisierten Beratungsgesellschaft aus Berlin. INTAGUS begleitet Unternehmer mit allen M&A-Prozessen und den angrenzenden Fragestellungen und kann auf ein großes Netzwerk von Kaufinteressenten zurückgreifen. Im Fokus dabei steht jederzeit die persönliche Strategie eines Unternehmers. Weitere Informationen unter www.intagus.de
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