Gastgewerbe fürchtet Erschwernis mit 2G plus Ein Schild mit der Aufschrift „Bei uns gilt 2G – Bitte Perso und Impfausweis zeigen“. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Gastgewerbe fürchtet Erschwernis mit 2G plus

Gastronomie

Die verschärften Corona-Regeln mit 2G plus machen vielen Gastronomen in Niedersachsen Kopfzerbrechen

Im niedersächsischen Gastgewerbe wächst angesichts der verschärften 2G-plus-Regelung, die von diesem Mittwoch an auch in der Gastronomie und bei Übernachtungen gilt, die Verunsicherung. «2G plus ist gegenüber 2G nochmal eine Erschwerung», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Niedersachsen, Rainer Balke, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei fraglich, ob geimpfte und genesene Gäste bereit seien, vor dem Besuch eines Restaurants oder Cafés einen Corona-Test zu machen. Auch sei nicht abzusehen, ob die Testkapazitäten, die gerade erst mühsam wieder aufgebaut würden, überall für regelmäßige Testungen reichten. Um eigene Tests vor den Lokalen anzubieten, fehle vielen Betrieben das Personal.

Um Zutritt zu vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zu bekommen, reicht es in den meisten Teilen Niedersachsens nicht mehr, gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Covid-19-Infektion genesen zu sein. Wer Innenräume von Kneipen, Cafés und Restaurants betritt oder für Übernachtungen in Unterkünften eincheckt, benötigt auch einen negativen Test. Ausgenommen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

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Viele Weihnachtsfeiern seien bereits nach dem Inkrafttreten der 2G-Regelung abgesagt worden, berichtete Balke. Nun sei damit zu rechnen, dass auch die übrigen Buchungen storniert würden. Faktisch werde mit der verschärften Regelung nun ein «Lockdown durch die Hintertür» vollzogen. «Wir müssen mal sehen, wie viele Betriebe in Anbetracht dieser wirklich radikal zusammengedampften Umsätze es betriebswirtschaftlich überhaupt noch für sinnvoll erachten, offen zu lassen.» Einige Betriebe prüften nun, ob es nicht besser wäre, vorübergehend zu schließen.

Der Wilhelmshavener Gastronom Olaf Stamsen sagte, mit 2G plus gehe nun das Alltagsgeschäft vieler Betriebe verloren. «Dieses „Wir gehen abends nochmal einen Teller Gyros essen oder ein Fischfilet“ – das fällt ganz weg, da der Aufwand für das Testen zu groß ist», sagte Stamsen. Im Landkreis Friesland etwa, wo bereits seit einigen Tagen 2G plus gelte, verzeichneten Lokale einen Umsatzrückgang von 60 Prozent. «Die Kollegen mit 2G plus sitzen in leeren Läden», sagte der Gastronom. Viele Gastgeber an der Nordseeküste, die auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hofften, seien angesichts der Perspektivlosigkeit verunsichert. «Wir müssen irgendwie einen Weg finden, dass wir zumindest wieder bei 2G landen alle gemeinsam», sagte Stamsen.

Einige Gastronomen und Hoteliers sind trotz der verschärften Regeln aber auch vorsichtig optimistisch: «Wenn du ein Genussmensch bist, nimmst du das auch in Kauf», sagte etwa der Hannoveraner Gastronom Pasan Milisic, der im Stadtteil Linden-Nord das Café Corner betreibt. Zwar sei davon auszugehen, dass mit 2G plus vorübergehend weniger Gäste kommen könnten. Aus seiner Sicht ist bei vielen aber die Sehnsucht nach Normalität groß – und damit auch die Bereitschaft, einen negativen Testnachweis vorzulegen. Eine coronabedingte Schließung schloss der Gastronom aber nicht aus.

In der Lüneburger Heide sehen Übernachtungsbetriebe die Regel-Verschärfung auch als Chance. Geimpfte oder genesene Gäste könnten sich vor einem Kurzurlaub auf einen Test gut einstellen, sagte Björn Bohlen, Geschäftsführer des Stimbekhofes bei Bispingen. «Für die Gastro ist das eine ganz schöne Einschränkung, aber auf einen Urlaub bereite ich mich anders vor», sagte der Gastgeber. Bohlen befürwortet 2G plus. «Sicherer können wir nicht reisen, damit würden wir zum sicheren Ort werden.» Sorgen mache ihm allerdings, dass es zu wenig Testzentren gebe.


Quelle: dpa
Bildquelle: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild


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