Mehrere 100 Stunden Arbeit im Monat sind bei vielen Eigentümern in Hotellerie, Gastronomie, MICE und Tourismus keine Seltenheit. Daher sind Konzepte gefragt, aus Selbstständigen echte Unternehmer zu machen. Das soll Stress reduzieren und neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.
80-Stunden-Wochen, die Wochenenden werden durchgearbeitet, Urlaub ist auf Jahre hinweg gestrichen, und der letzte Gedanke vor dem Einschlafen ist die Agenda des kommenden Tages: Das ist bei vielen Selbständigen die typische Situation. Das gilt auch oder vielleicht gerade für Eigentümer in Hotellerie, Gastronomie, MICE und Tourismus keine Seltenheit. Sie sind häufig auf „Umwegen“ in die Eigentümerstellung gekommen. Das bedeutet: Viele Selbstständige sind aus dem Angestelltenverhältnis in die unternehmerische Tätigkeit hereingewachsen und sind deshalb sowohl Fachkraft als auch Unternehmer – und übernehmen alle möglichen Aufgaben, und das zu jeder Zeit. Das führt dazu, dass viele Selbstständige sprichwörtlich in Arbeit ertrinken und im Stress irgendwann untergehen.
Das hat alle möglichen Auswirkungen, und zwar keine positiven. Neben persönlichem Missmut und Frustration mit der Situation als Eigentümer kann aus dem Dauerstress auch problematisches Führungsverhalten entstehen. Prof. Dr. Oliver Sträter, Leiter des Fachgebiets Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Kassel, weist darauf hin, dass rund die Hälfte der durch psychische Erkrankungen ausgelösten Fehltage in direkter Verbindung mit dem Führungsverhalten steht. Das bedeutet: Stress an der Spitze bewirkt Stress bei den Mitarbeitern – und damit Stress in der gesamten Struktur.
Daher brauchen Eigentümer in Hotellerie, Gastronomie, MICE und Tourismus ein Modell, sich vom Selbständigen zum Unternehmer zu entwickeln und dadurch den typischen Stress zu reduzieren. Im Mittelpunkt solcher Konzepte steht die Vermittlung einer Roadmap, die Selbständigen Möglichkeiten aufzeigt, sich zum Unternehmer zu entwickeln, und ihn in den einzelnen Phasen dieser Weiterentwicklung begleitet.
In der Beratungs- und Schulungspraxis werden mit den Teilnehmern zahlreiche Punkte besprochen. Im ersten Schritt ermittelt ein Coach mit dem Selbstständigen die eigenen Stärken und Schwächen. Wo bin ich stark, wo brauche ich Unterstützung? Was sind meine Arbeitssituationen und wie bewältige ich sie? Durch was gerate ich unter Stress und was sind die Gegenmaßnahmen? Wie löse ich Problem und was übersehe ich dabei? Wie kommuniziere ich und was vergesse ich dabei? Wie gehe ich an Entscheidungen heran und was übersehe ich dabei? Das sind nur einige der Fragen, die in dem Seminar beantwortet werden, um ein professionelles Stärken-Schwächen-Profil zu ermitteln.
Ebenso wichtig ist es, dass die Unternehmer in spe erkennen, was tatsächlich ihre Aufgaben sind und wie sich darauf konzentrieren, das wirklich entscheidend im Alltag ist. Im Mittelpunkt stehen dabei die Analyse der Unternehmeraufgaben und Umwandlung auf die aktuelle jeweilige Unternehmenssituation – was mache ich aktuell und wie komme ich aus dem Hamsterrad heraus? Dadurch lernen die Teilnehmer, die eigenen Handlungen zu hinterfragen und auszuwerten und Feedback im Austausch mit anderen anzunehmen.
Herausragendes Kriterium ist die Veränderungsbereitschaft: Warum brauche ich Veränderungen und wie fange ich bei mir damit an? Erfahrene Coaches lehren, Veränderungen anzunehmen, mit Selbstreflektion umzugehen, zwischen dem Ich und dem Wir zu unterscheiden und zu erkennen, welche Veränderungen man selbst anpacken kann und für welche es externer Hilfe bedarf. Ebenso geben sie dazu Ratschläge, wie Unternehmen sogenannte Unterstützungsteams für die wichtigen Fragestellungen aufzubauen, Vertrauen lernen und Feedback geben, ohne zu bewerten. Das folgt dem Grundsatz, dass Menschen nur durch wertschätzendes Feedback wachsen.
Das ist ganz konsequent auf die Zukunft ausgerichtet: Wollen Unternehmer ihre Organisation erfolgreich und schlagkräftig machen, müssen sie ein tragfähiges Führungssystem implementieren, das sich deutlich von früheren Führungsstilen abgrenzt. Es geht heute um Kooperation statt Befehlsannahme, um Mitbestimmung statt Management von oben, um Kommunikation statt um stille Post. Und dafür muss die Spitze wirklich funktionieren, sodass Unternehmer bei der Optimierung bei sich selbst anfangen müssen.
Über den Autor
Thomas Sablotny ist Inhaber von Kobon – Führung – Talente – Kommunikation und entwickelt für Unternehmen ganz gleich welcher Branche und Größe individuelle Programme mit einem Fokus auf Indoor- und Outdoor-Trainingsprogramme, die dem Motto folgen: „Wir schaffen Erlebnisse mit Ergebnissen.“ Thomas Sablotny kooperiert mit Unternehmen in ganz Deutschland und entwickelt passgenaue Programme für Team-Building, Teamentwicklung und Stressabbau. Weitere Informationen und www.kobon.de
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