MICE: Der Tourismus-Gigant, den keiner sehen will?

MICE: Der Tourismus-Gigant, den keiner sehen will?

MICE

In einer Welt, in der Geschäftsreisen und Veranstaltungen Milliarden in die Wirtschaft pumpen, ist es erstaunlich, wie oft der MICE-Sektor im Schatten des allgemeinen Tourismus steht. Warum ist das so?

MICE: Ein wirtschaftlicher Gigant

Der MICE-Sektor (Meetings, Incentives, Conventions, Events) steht für den Bereich der wirtschaftsorientierten Veranstaltungen und ist somit nicht nur ein Nischensegment. Er repräsentiert einen Jahresumsatz von 114,309 Milliarden € und schafft fast eine Million direkte Arbeitsplätze in Deutschland. Diese Zahlen sind beeindruckend und zeigen die wirtschaftliche Bedeutung von MICE im Tourismussektor.

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Das Meeting- und Eventbarometer unterstreicht die Bedeutung von lukrativen Geschäftsreisen im MICE-Sektor. Laut dem aktuellen Meeting- und Eventbarometer überwiegen beruflich motivierte Veranstaltungen mit einem Anteil von 66,3%. Das wird die Hotellerie freuen, denn die beruflich motivierten Veranstaltungen überwogen vor allem in den Tagungshotels mit 79,0 Prozent. Diese Reisen haben einen erheblichen Einfluss auf den Tourismus, da sie nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Medien, Influencer und andere Stakeholder anziehen. Dies führt zu einer erhöhten Sichtbarkeit und Bekanntheit der jeweiligen Region, was wiederum den Tourismus ankurbelt.

Der Deutsche Tourismuspreis und MICE

Trotz seiner Bedeutung wurde der MICE-Sektor beim Deutschen Tourismuspreis bisher nicht berücksichtigt. Dies ist bemerkenswert, da der Preis die herausragenden Leistungen im Tourismussektor würdigen soll. Die Nichtberücksichtigung von MICE wirft Fragen auf. Oder anders gefragt: Gibt es keine innovativen und herausragenden MICE-Produkte?

Als Unternehmer bin ich mit unserer Innovation aus dem Hause „MICE DESK“ dem Aufruf von Frau Anja Karliczek gefolgt, die die tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion ist. In einem LinkedIn-Post schrieb sie:

„Nur Mut. Noch bis zum 26. Juni läuft die Bewerbungsfrist für den Deutschen Tourismuspreis 2023. Mit dem Innovationspreis zeichnet der Deutsche Tourismusverband (DTV) zukunftsweisende Angebote und Projekte für den #deutschlandtourismus aus. Gesucht werden pfiffige #Marketingkampagnen, originelle #Übernachtungskonzepte, kreative Events, kluge #Mobilitätskonzepte und #Vertriebsstrategien. Es werden drei Jurypreise und der ADAC-Publikumspreis verliehen. Die Preisträger werden am 23. November in Bielefeld gekürt. Als tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion drücke ich alle Daumen. Bis zum 26. Juni können sich Unternehmen, Vereine und Kommunen hier bewerben.“

Nur schade, dass es erneut wieder keine MICE-Innovation in die Jurysitzung geschafft hat!

Die Tourismusstrategie der Bundesregierung

Die Tourismusstrategie der Bundesregierung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie MICE oft übersehen wird. Obwohl der Sektor erhebliche wirtschaftliche Beiträge leistet und eine Schlüsselrolle im Tourismus spielt, fehlt er in vielen offiziellen Dokumenten und Strategien. 

Die Notwendigkeit der Integration

Es ist unbestreitbar, dass MICE ein integraler Bestandteil des Tourismus ist. Die Veranstaltungen ziehen internationale Gäste an, die in Hotels übernachten, lokale Dienstleistungen nutzen und zur wirtschaftlichen Vitalität beitragen. Es ist daher unerlässlich, dass MICE in alle Tourismusstrategien und -initiativen integriert wird. Es ist auch zwingend erforderlich, eine einheitliche Definition für den Bereich der wirtschaftsorientierten Veranstaltungen zu etablieren, unter dem sich alle Nischen auch wiederfinden. 

Wir benötigen eine Definition der Veranstaltungswirtschaft

Die Veranstaltungswirtschaft bezieht sich auf alle Sektoren, die direkt oder indirekt an der Planung und Durchführung von Events beteiligt sind. Dies schließt sowohl Organisatoren als auch Dienstleister, Location Betreiber und Produktlieferanten ein. Zusätzlich spielen Behörden, Branchenverbände und Medien eine wichtige Rolle. Das Hauptziel dieser Akteure ist es, Veranstaltungen für bestimmte Zielgruppen zu realisieren. Diese Events reflektieren gesellschaftliche Trends und werden basierend auf den Zielen des Veranstalters und den Interessen der Teilnehmer konzipiert. Im Kern geht es darum, eine einladende Umgebung zu schaffen, die zur Beteiligung anregt und Gemeinschaft fördert. Die Branche kann in Freizeit- und Wirtschaftssektoren unterteilt werden.

Eine erste Definition wird voraussichtlich dieses Jahr noch veröffentlicht. (Biskup, Doreen: „Plattformökonomie ein Thema für die Veranstaltungswirtschaft“. In: Zanger, C. (Hrsg.): „Stand und Perspektiven der Eventforschung“. Springer Gabler.)

Ein Schritt in die richtige Richtung: ITB Berlin

Vor einigen Tagen hatte ich das Vergnügen, Deborah Rothe, Direktorin der ITB Berlin, der größten Reisemesse der Welt, zu treffen. Frau Rothe, die einen „MICE-Background“ hat, plant, den Bereich stärker und internationaler auszubauen. Dies ist ein ermutigendes Zeichen für die Anerkennung und Integration von MICE in den Mainstream-Tourismus.

Schlussfolgerung

Der MICE-Sektor verdient Anerkennung und Unterstützung. Es ist an der Zeit, dass die Tourismusbranche und die politischen Entscheidungsträger den Wert von MICE erkennen und entsprechend handeln. Die Integration von MICE in den Tourismus ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch für die nachhaltige Entwicklung des Sektors unerlässlich. Die politische Lobbyarbeit durch die Verbände der Veranstaltungswirtschaft hat, spätestens seit der Coronapandemie, an Bedeutung gewonnen. Das Forum Veranstaltungswirtschaft oder die Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft sind gute Beispiele hierfür. In meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des VDVO (Verband der Veranstaltungsorganisatoren e. V.) habe ich erlebt, wie wir bereits eine engere Beziehung zu Vertretern der Bundesregierung aufgebaut haben.

Daher meine Bitte: Wenn Sie das nächste Mal „Tourismus“ hören, denken Sie immer daran, dass die wirtschaftsorientierten Veranstaltungen ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil dieses Bereiches sind und außerdem der wichtigste Indikator unserer konjunkturellen Entwicklung.  

Autor: Bernd Fritzges, der MICE Guy

www.mice-guy.com


Bildquelle: Bernd Fritzges


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