Unternehmer bunkern zum Teil sehr hohe Beträge an Betriebsvermögen auf klassischen Sparkonten. Sie brauchen jedoch eine Strategie dafür, ihre strategische Liquidität so zu managen, dass sie mindestens real erhalten bleibt.
Wenn man sich über eines nicht beklagen kann, dann ist es die allgemeine Wirtschaftslage. Den deutschen Unternehmen geht es gut, es herrscht (annähernd) Vollbeschäftigung, viele Kassen sind prall gefüllt. Doch zugleich stellt sich die Frage für Geschäftsführer und Gesellschafter in Hotellerie, Gastronomie und MICE-Business: Wohin mit der strategischen Liquidität, wenn man sie nicht ausgeben kann? Denn nicht immer stehen komplexe Investitionen an, wirtschaftliche Krisen müssen – glücklicherweise – auch nur die wenigsten aus ihren kumulierten Gewinnen überbrücken. Dann bleiben immer mehr Gewinne stehen, sodass das liquide Betriebsvermögen wächst.
Woher das kommt? Nun, ganz einfach: aus der Stärke des deutschen Gastgewerbes. Die Hotellerie in Deutschland beispielsweise verzeichnete 2017 das achte Wachstumsjahr in Folge: Die Zahl der Gästeübernachtungen in Hotels, Hotels garnis und Pensionen stieg auf einen neuen Bestwert von 288,8 Millionen, was einem Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 68,7 Millionen Übernachtungen ausländischer Touristen und Geschäftsreisender (Anteil 23,8 Prozent) trugen mit einem Plus von 4,2 Prozent überproportional zum positiven Ergebnis bei. Die Tendenz ist weiter positiv, das gilt auch für Gastronomie und Tagungsgeschäft, und so verzeichnen viele Unternehmen eben auch dauerhaft höhere Gewinne.
Aber: Unternehmer bunkern zum Teil sehr hohe Beträge auf klassischen Sparkonten. Das hat aber nichts mit hinreichendem Vermögensschutz zu tun. Denn nicht nur sind die Zinsen derart niedrig, dass im Verhältnis zur Inflation eine Negativrendite entsteht. Auch Strafzinsen können das Vermögen schädigen, insgesamt kann so ohne weiteres pro Jahr mehr als ein Prozent der strategischen Liquidität verlorengehen. Wer nicht aufpasst, setzt das liquide Betriebsvermögen damit zumindest teilweise aufs Spiel und riskiert, dass für geplante Investitionen oder den Ausgleich in wirtschaftlich turbulenten Zeiten nicht das gesamte kalkulierte Kapital zur Verfügung steht. Daher brauchen Unternehmer eine Strategie dafür, ihre strategische Liquidität so zu managen, dass sie mindestens real erhalten bleibt. Professionelles Cash-Management ist das Stichwort dafür.
Grundsätzlich können Unternehmer in Hotellerie, Gastronomie und MICE-Business für ihr Unternehmen die gleichen Instrumente in Anspruch nehmen wie in der privaten Vermögensverwaltung. Entscheidend sind jedoch einige strategische Anpassungen. Dazu gehört beispielsweise, die Vermögensverwaltung grundsätzlich eher auf kurze Sicht zu betrachten und noch stärker auf das Risikomanagement zu setzen. Der Unternehmer weiß oftmals nicht, wann er das liquide Vermögen benötigt, sodass es aus unserer Erfahrung nicht als geboten erscheint, auf langlaufende Konzepte zu setzen, bei denen Schwankungen hingenommen werden können.
Ausgeschlossen werden können grundsätzlich unter anderem geschlossene Fondsprodukte oder auch Private Equity-Beteiligungen. Diese sind absolut unflexibel und binden Kapital sehr lange. Es ist Aufgabe des Vermögensmanagers, eine Strategie zu finden, die das liquide, freie Betriebsvermögen fördert. Das können recht klassische Anlageformen wie professionell gemanagte Aktienpakete sein, Investments in Anleihen und alternative Anlageklassen, aber auch passive Indexfonds oder sogar Spezialfonds, wenn das Unternehmen über mehr Vermögen verfügt. Entscheidend sind die Flexibilität und niedrige Gebühren. Unternehmer sollten im Cash-Management lieber auf ein, zwei Prozent Rendite verzichten, aber dafür jederzeit an ihr Vermögen können. Das erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit und ermöglicht kurzfristige unternehmerische Entscheidungen.
Durch eine nachhaltige Strategie können Unternehmer ihr aufgebautes liquides Betriebsvermögen schützen und weiterentwickeln, aber genauso auch flexibel darauf zugreifen, wenn sie es benötigen. Das gibt Ruhe und Gelassenheit für die Arbeit am und im Unternehmen.
Über die Autorin
Nicole Wittinghofer ist Vermögensverwalterin bei der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH. Der banken- und produktunabhängige Vermögensverwalter hat sich auf die Betreuung gehobener privater und semi-institutioneller Mandanten sowie Stiftungen spezialisiert. Seit 1999 am Markt, verwaltet I.C.M. mehrere hundert Millionen Euro an Anlegergeldern ausschließlich in individuellen Portfolios, in denen sämtliche am Markt verfügbaren liquiden Instrumente eingesetzt werden und die einem kontinuierlichen Risikomanagement unterliegen. Weitere Informationen: https://icm-vv.de/
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