Olivia Jones und Dehoga werben mit Kampagne um Arbeitskräfte Olivia Jones, Dragqueen, stellt während eines Pressetermins die Kampagne „#Seitenwechseln“ vor. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Olivia Jones und Dehoga werben mit Kampagne um Arbeitskräfte

Gastronomie Hotellerie

Die Gäste strömen wieder in die Gaststätten, Bars und Restaurants – doch dort fehlt Personal. Vielen ist das gar nicht bewusst. Das will Dragqueen Olivia Jones ändern. 

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe ordentlich zu kämpfen. Vor allem Bar- und Kneipenbesitzer mussten immer wieder coronabedingte Zwangspausen hinnehmen. Und damit ging in vielen Fällen auch das gut eingearbeitete Personal, das neue Einnahmequellen auftun musste und sich deshalb beruflich veränderte. «Suche Personal»-Aushänge verhallen hier und da ungehört. Das will die Hamburger Dragqueen Olivia Jones gemeinsam mit weiteren Partnern und mit der bunten Job-Kampagne «Seitewechseln» ändern.

«Die Gastronomie kommt aus einer nie da gewesenen Krise. Die Gäste sind wieder da, aber das Personal fehlt», sagte Jones am Dienstag in Hamburg. Auch die Olivia-Jones-Familie – Jones betreibt mehrere Bars auf St. Pauli – habe bislang nur rund 80 Prozent ihres Personals wieder auf der Gehaltsliste. Und weil es vielen Kollegen der Branche so gehe, seien sie und ihr Team auf die Idee mit den Plakaten als bunte Personal-Such-Anzeige gekommen. Die Motive können von den Gastwirten bundesweit kostenlos genutzt werden.

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«Ziel der Kampagne mit Augenzwinkern ist es vor allem, auf die Personalnot aufmerksam zu machen. Und dann wollen wir die Leute dazu auffordern, ihre Läden zu unterstützen und einfach die Seiten zu wechseln.» Also nicht mehr vorm Tresen trinken, sondern hinterm Tresen Getränke austeilen oder im laufenden Betrieb der Lieblingskneipe mithelfen.

Ein halbes Dutzend Motive haben sich die Olivia-Jones-Familie, der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Hamburg sowie das Quartiersmanagement der Reeperbahn und die Interessengemeinschaft St. Pauli dafür ausgedacht. Auf den Kiez-typischen Plakaten ist beispielsweise «Hilf Muddi beim Abfüllen» und «Hör auf zu saufen, fang an zu dealen» zu lesen. Fotomodelle sind neben Jones selbst unter anderem Dragqueen Vanity Trash sowie Türsteher und Kiez-Urgestein Fabian Zahrt. Aber auch weniger spezielle Sprüche gibt es – für weniger wilde Kneipen.

Die Dehoga unterstützt die Kampagne auch, weil sie zusätzliche Bewegung ins Spiel bringe. Der Personalmangel betreffe alle Bereiche der Gastronomie, sagte Präsident Michael Conrad. «Vor allem Bedienungen und Köche. Und die Kampagne bringt wunderbar rüber, dass es ein viel geilerer und bunterer Job ist als manch anderer.»

Nach Daten des Statistikamts Nord lag die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe 2021 im Jahresdurchschnitt über 16 Prozent unter dem Stand im Vor-Corona-Jahr 2019. Seit dem vorigen Sommer mit dem Ende drastischer Corona-Beschränkungen wie Sperrstunden und nächtliche Ausgangsbeschränkungen zeichnet sich immerhin eine allmähliche Erholung ab.

Die Branche beschäftigt nach Angaben der Gewerkschaft NGG derzeit knapp 46 000 Menschen. Während der Pandemie hatten fast 10 000 Beschäftigte wegen unsicherer Perspektiven und Lohneinbußen in der Kurzarbeit das Hamburger Gastgewerbe verlassen. Damit hat die Pandemie das Gastgewerbe in der Hansestadt so stark getroffen wie kaum eine andere Branche.

Personal anlocken will die Hamburger Gastronomie auch mit erheblichen Lohnerhöhungen. So vereinbarte der Branchenverband Dehoga mit der Branchengewerkschaft NGG Ende Januar einen Tarifvertrag, der Fachkräften von April an monatlich 190 Euro, von Oktober an noch einmal 220 Euro sowie von Juni 2023 an weitere 175 Euro mehr Entgelt bringt. Für Branchenneulinge in der untersten Entgeltgruppe steigt der tarifliche Mindestlohn ab April entsprechend um 11 Prozent auf 11,07 Euro, ab Oktober auf 12,34 Euro und ab Juni 2023 auf 13,35 Euro je Stunde.


Quelle:dpa
Bildquelle: Daniel Reinhardt/dpa


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