Übernachtungsrekord für den Norden ARCHIV – Schleswig-Holsteins Tourismusminister Claus Ruhe Madsen. Foto: Marcus Brandt/dpa/Archivbild

Übernachtungsrekord für den Norden

Hotellerie

Meer und Strände locken Touristen in Scharen in den Norden. Die Zahlen für das erste Halbjahr machen der Branche und der Landesregierung Mut. 

Die Reiselust der Deutschen lässt den Tourismus im Land zwischen den Meeren nach den Corona-Einbrüchen von 2020 und 2021 wieder boomen. Besonders die Ziele an Nord-und Ostsee stehen bei den Gästen hoch im Kurs. Mit 15,2 Millionen Übernachtungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erzielte der Tourismus in Schleswig-Holstein einen Rekord. Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) sprach am Montag in Kiel von einem großartigen ersten Halbjahr.

Im Vergleich zum selben Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 gab es ein Plus von 4,4 Prozent, wie aus Angaben des Statistikamtes Nord hervorgeht. Der Norden war das einzige Bundesland mit einem Zuwachs. 2013 waren es noch weniger als zehn Millionen Übernachtungen in diesem Zeitraum.

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Bei den Gästeankünften verbuchten die Häuser mit mindestens zehn Betten und die Campingplätze noch ein Minus von 5,1 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2019. Insgesamt 3,7 Millionen Übernachtungsgäste wurden von Januar bis Juni 2022 in Schleswig-Holstein gezählt. Besonders groß waren die Zuwachse demnach bei Ferien auf Campingplätzen und in Ferienhäusern. Rund 96 Prozent der Gäste kamen aus dem Inland, vor allem aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen.

Die Tourismus-Agentur erwartet auch ein starkes zweites Halbjahr, wie Geschäftsführerin Bettina Bunge sagte. Der Rekord von 36 Millionen Übernachtungen aus dem Jahr 2019 werde aber voraussichtlich nicht erreicht. Zwar seien die Ergebnisse für den Sommer sehr gut, aber für Herbst und Winter gebe es eine gewisse Zurückhaltung bei den Buchungen. Als Gründe nannte Bunge Unsicherheiten im Blick auf die Corona-Lage und die finanzielle Situation von Haushalten.

Die ersten sechs Monate eines Jahres tragen 40 Prozent zum jährlichen Tourismusgeschäft bei. Nord- und Ostsee zusammen kamen im ersten Halbjahr auf 83 Prozent der Übernachtungen. Die Top 5 unter den Destinationen waren Sylt, Lübeck mit Travemünde, St. Peter-Ording, Timmendorfer Strand und Grömitz.

Aber der Tourismus hat coronabedingt auch weiter Probleme: Eine der größten Herausforderungen sei der Fachkräftemangel, sagte Madsen. Viele Beschäftigte hatten die Branche in den Corona-Jahren 2020 und 2021 verlassen und kamen nicht wieder. Eine Folge: Restaurants machen mehr Ruhetage als früher, auch in der Saison.

Die Zahl der Tourismusbetriebe war im Juni mit 3743 um 214 niedriger als im gleichen Monat 2019. Die Zahl der Betten stieg dagegen von 230.776 auf 243.662. Die Bettenauslastung sank im Vergleich zu 2019 minimal auf 52 Prozent.

«Die Reiselust bleibt ungebrochen», resümierte die Tourismusmarketing-Chefin Bunge. Gäste kämen, um Meer, Strände, Freiheit, Natur und Sicherheit im Land zu genießen. Auch habe sich die bundesweite Wahrnehmung des Landes sehr gut entwickelt. Touristen guckten aber genauer, wofür sie im Urlaub ihr Geld ausgeben.

Angesichts zum Teil voller Ferienorte im Sommer sagte Madsen, es sei wichtig, mit den dort lebenden Menschen zu sprechen und bei Gästen Verständnis zum Beispiel für die Natur zu wecken. «Ich muss sowohl den Gast als auch die Menschen und die Natur, wo ich bin, respektieren», sagte Madsen. Wachstum sei nicht unendlich.

«Wir werden in den nächsten Jahren viel stärker darüber reden müssen: Wie kriegen wir Menschen dazu bewegt, dass sie in dieser Branche arbeiten? Wie kriegen wir Menschen dazu bewegt, dass sie im ganzen Land sich verteilen?» Und wenn viele Menschen mit dem Fahrrad Urlaub machten, sei die Belastung ganz anders, als wenn alle mit dem Auto kämen, sagte Madsen. «Wichtig ist einfach, dass wir die Menschen vor Ort wieder davon begeistern, wie schön es ist, dass Gäste bei uns sind, dass diese Gäste bei uns Arbeitsplätze sichern und dass zu guter Letzt diese Menschen ja auch ein gutes Zeichen für uns alle sind, nämlich, dass wir in einem schönen Bundesland leben.»


Quelle:dpa
Bildquelle: Marcus Brandt/dpa/Archivbild


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